Marillion in Bremen

Durch einen glücklichen Zufall bekam ich die Chance, daß Marillion Konzert am 02.11.2022 in Bremen im Pier 2 zu besuchen.

Stephan

1 min read

Am gleichen Tag feierte auch Anja zu Hause Ihren 57.ten Geburtstag mit vielen Freunden. Um 14:30 Uhr mußten wir dann aber schon Richtung Bremen aufbrechen. Frühzeitig erreichten wir den Veranstaltungsort  und hatten noch Zeit, uns mit einem leckeren Essen zu stärken. Dann ab in die Konzerthalle und es wurde die 3.te Reihe besetzt, von welcher wir das Konzert geniessen konnten. Samt Vorgruppe standen wir insgesamt 5 Stunden lang in dieser Reihe. Wahnsinn!

BRAUCHST DU NEUE INFOS?

Dann bestelle den Newsletter

Type your full name

This field is required

Type your input data here

This field is required

Die Band, die leider „Kayleigh“ schrieb

Von Peter Huth

Wenn Sie von einer Kellnerin Mitte 30 irgendwo in der englischen Provinz bedient werden, steht auf ihren Ansteckschild wahrscheinlich Kayleigh. Die großartige Band, die daran schuld ist, tourt gerade durch Deutschland. Ihren Superhit „Kayleigh“ spielt sie nicht. 

Es gibt wenige Bands, für die Erfolg so sehr Fluch war wie für Marillion. 1985 wurde ein kleines, ziemliches kitschiges Liebeslied aus dem Konzeptalbum „Misplaced Childhood“ herausgerissen und als Single veröffentlicht: „Kayleigh“. Wenn Sie von einer Kellnerin Mitte 30 irgendwo in der englischen Provinz bedient werden, steht dieser Name wahrscheinlich auf ihrem Ansteckschild. 

Der Song wurde zum Welthit, das Formatradio dudelt ihn heute noch. Die Band spielte eine Zeit lang in ausverkauften Stadien, konnte (und wollte) aber keinen zweiten Superhit landen, zerstritt sich, wechselte den Sänger aus, schreibt seit vier Jahrzehnten ein großartiges Album nach dem nächsten – und wird doch immer verlacht als die Truppe, die die Schnulze „Kayleigh“ schrieb. 

Natürlich steht der Song im Berliner Tempodrom nicht auf der Setlist. Er wird schon seit Jahren nur noch sporadisch und als Gag gespielt. Es erwartet auch niemand. Die Zuschauer der Hitparaden-Jahre in den Achtzigern kommen schon lange nicht mehr – stattdessen die Fans, die Marillion seit vielen Jahren loyal und voller Hingabe folgen, einige reisen der Band auf der gesamten Tour nach. In Berlin war viel Holländisch, Polnisch, Skandinavisch zu hören. 

Die Verbindung zwischen Marillion und ihren Fans ist ein Phänomen. Als die Band ihren EMI-Vertrag verlor, wurde das nächste Album per Crowdfunding finanziert, viele weitere Aktionen dieser Art sollten folgen. Auch das Geld für eine US-Tour streckten die Fans vor, als die Versicherungsprämien wegen Corona unbezahlbar wurden, verkaufte die Band eine Art Anleihe, um eventuelle Tourausfälle abzufangen. 

Jeder Fan eine Band 

Der Beginn ist Berlin ist ungewöhnlich: Marillion spielen ihr aktuelles Album „An Hour Before It’s Dark“ komplett von vorn bis hinten, damit ist die erste der zwei Konzertstunden also schon belegt. Ebenfalls neu ist die Retro-Ausstattung der Bühne: Keine Projektionen mehr, nur noch die beeindruckende, aber konventionelle Lightshow, also volle Konzentration auf die fünf Musiker. Nach fast 33 gemeinsamen Jahren ein druckvolles, perfekt aufeinander eingespieltes Team, also eine Band im Wortsinn, in dem jeder dem anderen viel Raum lässt – obwohl Sänger Steve Hogarth naturgemäß im Vordergrund steht. 66 Jahre ist er alt und hat doch den spöttischen Jungencharme bewahrt, mit dem er einst die Fans von sich überzeugte, die nach dem Weggang des schottischen Hünen Fish zuerst irritiert über den Neuen waren: einen schlacksigen Sonnyboy, der während der Songs schon mal auf die Boxentürme kletterte oder im Licht-Rig turnte. 

Das tut er nicht, doch seine Präsenz ist weiterhin beeindruckend: Hogarth ist der perfekte Sänger für die düster-melancholische Musik der Band, in sich verwobene und verschachtelte Melodien, mit immer wieder robusten Ausbrüchen von Zorn. Das funktioniert sowohl in den längeren Songs als auch in den kürzeren, von denen zumindest „Murder Machines“ dann doch wieder Hitpotenzial hätte. Erster Höhepunkt, wie erwartet, das Corona-Epos „Care“ mit seinem hymnischen Dankesfinale für Helferinnen und Helfer: „The angels of this world are not in the walls of churches“, sondern in Krankenhäusern und Altenheimen. 

Zwischendurch darf da ruhig auch einmal was schiefgehen, das bricht das Pathos ganz angenehm: Als das Monitor-System von Bassist Pete Trewavas ausfällt, singt Hogarth den Pekip-Gruppen-Klassiker „The Wheels on the Bus“, und die Halle stimmt mit ein. Ohnehin sind sie seit jeher singfreudig, die Marillion-Fans. So sehr, dass sogar die Gitarrensoli des Ausnahmemusikers Steve Rothery und die Keyboardläufe Mark Kellys mitgesummt werden, während die Schläge von Drummer Ian Mosley auf die Schenkel geklopft werden. Jeder Fan eine eigene kleine Marillion-Band. So entsteht eine fröhliche und laute Atmosphäre, obwohl der gesamte Saal leider bestuhlt ist – eine Unsitte, die immer weiter um sich greift. 

Nur ein Stück aus der Ära Fish 

Der Rest des Sets besteht aus erfreulich vielen Stücken des Meisterwerks „Brave“, dem Album, mit dem Marillion endgültig ihre Emanzipation von den Erwartungen der Plattenfirma geschafft hatten und statt Radiosongs mit einem zwei Platten langen Konzeptstück über ein verwirrtes Mädchen auf einer walisischen Seebrücke aus dem Studio kamen. Der Anfang vom Ende beim Majorlabel EMI, aber der Beginn des modernen Marillion-Stils, in dem sich der Neo-Progressive-Rock der ersten vier Alben nur noch als ferne Echos wiederfindet. Die alten Genre-Vorbilder wie Genesis und King Crimson haben Marillion viel deutlicher hinter sich gelassen als beispielsweise Steven Wilson. Sie sind heute eine Klasse für sich. 

Wie üblich gibt es abweichend zur Standard-Setliste in der Hauptstadt immer den Song „Berlin“, ein kraftvolles Nachwende-Epos. Auch gegen das Klischee, über Hobbits, Orks und Trolle zu singen, kämpft die Band praktisch seit Gründung. Tat sie nie, sondern war eher schon immer eine politische Band, die ihre Alben als Kommentare zum Zeitgeschehen verstanden wissen wollte. Ganz zum Schluss „Sugar Mice“, das einzige Stück des Abends aus der Ära mit Fish. Den vermisst man schon lange nicht mehr. Und „Kayleigh“ auch nicht. 

Die Band tourt noch bis in die kommende Woche in Deutschland. Im Juni nächsten Jahres findet das erste deutsche (neben Ausgaben in Kanada, Holland, Italien und dem UK) „Marillion-Weekend“ statt, in dem die Band zwei bis vier Abende hintereinander auftritt und einen weiten Teil des Repertoires aufführt. Ort: Berlin, Tempodrom.



Hier die Set Liste:

  • An Hour Before It's Dark
  • Be Hard On Yourself (I) The Tear in the Big Picture
  • Be Hard On Yourself (II) Lust for Luxury
  • Be Hard On Yourself (III) You Can Learn
  • Reprogram the Gene (I) Invincible
  • Reprogram the Gene (II) Trouble-Free Life
  • Reprogram the Gene (III) A Cure for Us?
  • Only a Kiss
  • Murder Machines
  • The Crow and the Nightingale
  • Sierra Leone (I) Chance in a Million
  • Sierra Leone (II) The White Sand
  • Sierra Leone (III) The Diamond
  • Sierra Leone (IV) The Blue Warm Air
  • Sierra Leone (V) More Than Treasure
  • Care (I) Maintenance Drugs
  • Care (II) An Hour Before It's Dark
  • Care (III) Every Cell
  • Care (IV) Angels on Earth
  • Somewhere Else
  • Wave
  • Mad
  • Afraid of Sunlight
  • The Great Escape
  • Encore:
  • The New Kings: I. Fuck Everyone and Run
  • The New Kings: II. Russia's Locked Doors
  • The New Kings: III. A Scary Sky
  • The New Kings: IV. Why Is Nothing Ever True?
  • Encore 2:
  • Cover My Eyes (Pain and Heaven)
  • Sugar Mice

    Hier ein paar Konzertbilder:


Write the first comment!
Categories & Tags
Categories

Lifestyle

Tags

Blog

Related Posts
Stephan

Beim HSV

Heimspiel des HSV gegen Heidenheim

Datenschutz und Cookie Regeln

Copyright Stephan Brockert 2022

1. Haftungsbeschränkung

Die Inhalte des Internetauftritts wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Gewissen erstellt. Dennoch übernimmt der Anbieter dieser Webseite keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Seiten und Inhalte.

Als Diensteanbieter ist der Anbieter dieser Webseite gemäß § 7 Abs. 1 TMG für eigene Inhalte und bereitgestellte Informationen auf diesen Seiten nach den allgemeinen Gesetzen verantwortlich; nach den §§ 8 bis 10 TMG jedoch nicht verpflichtet, die übermittelten oder gespeicherten fremden Informationen zu überwachen. Eine Entfernung oder Sperrung dieser Inhalte erfolgt umgehend ab dem Zeitpunkt der Kenntnis einer konkreten Rechtsverletzung. Eine Haftung ist erst ab dem Zeitpunkt der Kenntniserlangung möglich.

2. Externe Links

Die Webseite enthält sog. „externe Links“ (Verlinkungen) zu anderen Webseiten, auf deren Inhalt der Anbieter der Webseite keinen Einfluss hat. Aus diesem Grund kann der Anbieter für diese Inhalte auch keine Gewähr übernehmen.

Für die Inhalte und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen ist der jeweilige Anbieter der verlinkten Webseite verantwortlich. Zum Zeitpunkt der Verlinkung waren keine Rechtsverstöße erkennbar. Bei Bekanntwerden einer solchen Rechtsverletzung wird der Link umgehend entfernen.

3. Urheberrecht/Leistungsschutzrecht

Die auf dieser Webseite veröffentlichten Inhalte, Werke und bereitgestellten Informationen unterliegen dem deutschen Urheberrecht und Leistungsschutzrecht. Jede Art der Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung, Einspeicherung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des jeweiligen Rechteinhabers. Das unerlaubte Kopieren/Speichern der bereitgestellten Informationen auf diesen Webseiten ist nicht gestattet und strafbar.

4. Datenschutz

Durch den Besuch des Internetauftritts können Informationen (Datum, Uhrzeit, aufgerufene Seite) über den Zugriff auf dem Server gespeichert werden. Es werden keine personenbezogenenen (z. B. Name, Anschrift oder E-Mail-Adresse) Daten, gespeichert.

Sofern personenbezogene Daten erhoben werden, erfolgt dies, sofern möglich, nur mit dem vorherigen Einverständnis des Nutzers der Webseite. Eine Weitergabe der Daten an Dritte findet ohne ausdrückliche Zustimmung des Nutzers nicht statt.

Der Anbieter weist darauf hin, dass die Übertragung von Daten im Internet (z. B. per E-Mail) Sicherheitslücken aufweisen und ein lückenloser Schutz der Daten vor dem Zugriff Dritter nicht gewährleistet werden kann. Der Anbieter übernimmt keine Haftung für die durch solche Sicherheitslücken entstandenen Schäden.

Der Verwendung der Kontaktdaten durch Dritte zur gewerblichen Nutzung wird ausdrücklich widersprochen. Es sei denn, der Anbieter hat zuvor seine schriftliche Einwilligung erteilt.

Der Anbieter behält sich rechtliche Schritte für den Fall der unverlangten Zusendung von Werbeinformationen, z. B. durch Spam-Mails, vor.